Flachs und Leinwandweberei
Bereits in der Mitte des 18. Jh., so vermerkt die Schulchronik, wurde
auf den Feldern um Echtz Flachs angebaut. Er gelangte nach
sorgfältiger Reinigung in „de Flaaskuhl", rechts am
Ortsausgang nach Mariaweiler, wo er eingeweicht wurde.
Anschließend schlegelte man ihn und spliß ihn mit
der Harfe, einem mit Nägeln besetzten Brett. In vielen
Häusern stand ein Webstuhl. Die Männer sollen die
Leinwandweberei betrieben und die Frauen und Mädchen die
Feldarbeit verrichtet haben. Der Name „Doochbleech", ein
Wiesengelände am Nordwestrand von Echtz, deutet darauf hin,
daß dort die gewonnene Leinwand gebleicht wurde.
Zum Blau- und Grünfärben des Leinens, so berichtet W. Sieper
in den Dürener Geschichtsblättern (Nr. 53, S. 1307),
wurde ein Farbstoff verwandt, den man aus einem gelbblühenden
Kreuzblütler, der Waid, gewann. Die etwa dreimal im Jahre
geernteten Blätter und Stengel zerkleinerte und
preßte man in den Waidmühlen.
Der Name „Weidmühlenstraße"
läßt so mit den Schluß zu, daß
dort vorzeiten eine Waidmühle gestanden hat. Die nach Norden
angrenzende Flur trägt die Bezeichnung
„Weidmühle".
Aus den Samen des Flachses wurde in Echtz auch mittels einfacher
Pressen Leinöl gewonnen. Dieses Öl benutzte man zum
Anrühren von Farbe und in Notzeiten auch für die
menschliche Ernährung. Nach dem Ersten Weltkrieg
mußte (nach strenger Vorschrift!) alles gewonnene
Leinöl abgeliefert werden. Flachs wurde in unserer Gegend bis
etwa 1935 angebaut.
Um Echtz herum wanden sich zwei Gäßchen:
„et Hexejäßche" an der
Südwestseite und „et
Niebendeschjäßche" an der Nordostseite von Echtz.
Auf diesen Pfaden erreichten die Bewohner ihre umliegenden
Gärten.
Andere Erwerbstätige
An der Kirche, Ecke Steinweg, befand sich das
Lebensmittelgeschäft Krichel; Steinweg Nr. 16 der
Kolonialwarenladen Berdolet. (Aus dieser Familie stammt der ehem.
Professor Dr. Friedrich Berdolet, Apostel-Gymnasium Köln.)
Zwischen den Häusern Steinweg Nr. 17 und Nr. 23 lag die
Schmiede des Meisters Josef Nießen.
Die heutige Wirtschaft Geich ist schon lange Zeit als Gasthaus bekannt.
Steinweg Nr. 30 befand sich die alte Metzgerei Jakobs. Der Meister fuhr
seine Waren; wie damals allgemein üblich, noch mit dem
Hundekarren aus. Die Poststelle Bohlheim, Breitestraße, ist
von jeher dort gewesen. Sie war gleichzeitig Gasthaus. Die Post kam mit
Pferd und Wagen täglich von Langerwehe. Personenverkehr
bestand nicht. In den meist schneereichen Wintern gelangten die
Postsendungen mit Pferd und Schlitten nach hier. Nicht selten hatten
die Kinder schulfrei, um nach starkem Schnee den Weg nach Geich
freizuschaufeln.
Schon um die Zeit der Befreiungskriege befand sich in der
Breitestraße Nr. 38 eine Schnapsbrennerei (Korn), auf der
anderen Seite, heute Nr. 31, um 1850 eine Bierbrauerei.
Ecke Kirchstraße- Breitestraße (Nr. 2) lag das
Sägewerk des Peter Prinz. Man kannte keine Kreissäge
oder ein Gatter. Um 1900 mußte der Stellmacher mit der Hand
die Stämme zu Planken schneiden: Das Rundholz wurde
auf ein Gestell gelegt. Zwei Arbeiter zogen dann die
sogenannte Kürtsäge von oben nach unten.
Einige Häuser weiter, Breitestraße Nr. 20, betrieb
der Meister Schramm das Böttcherhandwerk. Er stellte
Fässer für Jauche, Schmieröl und
Fässer für die Krautfabrik in Merken her. In seiner
Nachbarschaft, Breitestraße Nr. 16, wohnte der Maurermeister
Simons. Er war zudem „Friseur" des Ortes. Samstags rasierte
er die Männer von Echtz und schnitt das Haar
(Universalschnitt, Preis 0,10 RM).
Die wohl älteste Wirtschaft von Echtz ist das heutige Gasthaus
„Alt Echtz", vormals Olefs, davor Jungbluth (Steinbisstraße
50).
Die Drahtweberei Gebr. Pütz, Echtz, Steinbisstraße 48, wurde
Ende 1928 von den Gebrüdern Matthias und Johann Pütz,
Echtz, gegründet. Anfangs stellte sie mit ca. 6
Arbeitskräften Drahtsiebe her, die hauptsächlich
exportiert wurden. Nach 1933 ging der Export stark zurück. Aus
diesem Grunde betrieb man nun vornehmlich die Drahtflechterei -
Herstellung von Maschendraht für Umzäunungen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg führte Matth. Pütz das
Unternehmen allein weiter. Ständig konnten mehr
Arbeitskräfte beschäftigt werden, heute ca. 20. Die
für ihre exakte Arbeit in weitem Umkreis bekannte Firma
produziert heute hauptsächlich Drahtgeflechte und Wellengitter
und erstellt komplette Umzäunungen.
Schmiedemeister Josef Nießen mit seinen beiden Kindern
Wilhelm und Magdalena (später
Müllenmeister), rechts Matthias Wilhelm Nießen.
Nießens Wohnhaus
Prof. Dr.
Berdolet