Franz Michael Schäffer aus Echtz

Zeitungskopf2012

  Von seinen Eltern und sein Weg 1812 nach Russland.  
     
  Es war noch zu Herrschaftszeiten. In der „Breite Straße“ wurde am letzten Tag im Januar geheiratet. Am 31.1.1758 gab Gertrud Gertz dem Matthias Pleus in der St. Michael Kirche das Jawort. Man hatte sich geeinigt und man kannte sich. „Dröck wor us Orjech“ (aus Obergeich) aber ihre Großeltern stammten wiederum aus Echtz. Die Hochzeit soll noch vor Lichtmess (2.Februar) gehalten werden. Dann stellen wir wieder Magd und Knecht bis Martin ein (Martintag, am 11.11, wurde Pacht und Löhne bezahlt). Die beiden haben dann 3 Töchter bekommen: Maria Anna, Maria Gertrud und eine hieß Maria Catherina. Diese Fräulein Maria Catherina Pleus verliebte sich in den Knecht Johann. Nur Johann Schäffer war nicht aus dieser Gegend, sondern hatte sich aus seinem Heimatort Flamersdorf. Weil er nicht den Hof von seinem Vater als Drittgeborener zu erwarten hatte, zog er fort in Richtung Holland, um sein Glück zu machen. Auf halber Strecke war er aber in Echtz bei Bauer Pleus in Stellung gegangen und ist hängen geblieben. Wegen der Töchter? Na ja, eine davon, die älteste Marie (Maria Catherina, Jahrgang 1763) hatte es ihm auch angetan und so bat er den Bauer Matthias Pleus um die Hand seiner Tochter. „Leve Mattes –Naat Mattes“, Was sollte er tun. Er war schon über 55 Jahre alt. Die Arbeit viel ihm schwer, seine Tochter war schon 26 Jahre alt und wollte keinen aus dem Dorf. Johann war 30 Jahre (1759 geboren) alt und „hätt eijendlich nex an de Föss“. Aber er wollte eine Familie gründen. „Vielleicht bekommen wir durch unsere Tochter einen männlichen Erben?“ dachte er und gab seinen Segen. Er musste sich damals 1758 bei Pastor Josef Otten melden, so sprach er jetzt mit Pastor Johannes Hirtz über die Eheschließung seiner Tochter. 1758 hatte man noch in Merode Bescheid geben müssen. „Das brauchen wir jetzt nicht mehr, und im Übrigen bleibst du ja noch der Bauer vom Hof!“ meinte Johann Hirtz. Und so wurde am Freitag den 15. Mai 1789 in der St. Michael Kirche zu Echtz geheiratet. Es wurde 3 Tage gefeiert.

Es dauerte nicht lange und Maria Catharina wurde schwanger und gebar am 7.3.1790 eine Tochter, die man Maria Josefa nannte, nur weil der „Plöß“ sagte „Jesses MariaJosef“ Als zweites Kind kam dann der ersehnte Enkel Franz Michael am 11. November 1791 zur Welt „Patühm und Joddetant“ wurden Michael Eberich und Pleuß Maria Anna, Mutters Schwester. Die nächsten zwei Töchter Maria Christine geboren am 29.9.1795 und Maria Elisabeth am 19.8.1797 geboren kamen schon zur Franzosenzeit, die über 20 Jahre dauern sollte.

In der Franzosenzeit war alles im Umbruch. Die Herrschaft wurde entmachtet, der Adelstitel und die dazugehörigen Rechte (die Hörigkeit in der Herrschaft) wurden abgeschafft. Das Lehnwesen und die Zollgrenzen zwischen den Herrschaften wurden aufgehoben. Die Patronatsrechte des Grafengeschlechtes wurden beseitigt und geistlichen Besitzungen eingezogen. Der Pastor von Echtz und von Konzendorf war ohne Einkommen, denn zum Unterhalt waren nun ihre Renten und Abgaben fort. Jetzt waren wir alle etwas freier und hatten doch nicht viel. Dauernd wurden neue Gesetzte angeordnet. Für den neuen Erdenbürger Franz Michael fing eine neue Epoche an. Die Franzosen hatten die Bildung des Rheinlandes angeprangert und die Kinder in die Schule verpflichtet, denn die Bildung war so schlimm, dass selbst die Erwachsenen selten weder lesen noch schreiben konnten.

In Echtz wurde so gehandelt: Der Zentrale Hof, gehörte der Meroder Herrschaft. Er wurde beschlagnahmt und kam in die staatliche Domäne, wie alle herrschaftlichen und kirchlichen Güter. Der Hof zu Echtz wurde nicht mehr von Merode verwaltetet. Die Domäne (Treuhandgesellschaft) legte nun die neue Verwaltung der Marie (Bürgermeisterei) und die Schule in Teile der Gebäude des ehemaligen Hofes. Am 26.März 1798 musste Franz Michael in die Schule. Offiziell hieß dieser Tag: 1.Tag des Germinal * des 7. Jahres der Revolution, laut französischer Zeitrechnung. In der Schule unterrichtete nun der Lehrer Christian Pelzer, Schulmeister. Er wurde schon von der Herrschaft der Merode im März 1775 aus Frankfurt geholt. Er wohnte in der Steinbißstraße und unterrichtete die Kinder privat in einem Zimmer. Er war auch Küster in St. Michael. Nun diente er der neuen Gemeinde nicht nur als Lehrer, sondern auch als Sekretär des 1.Bürgermeisters für die schriftlichen Belange in Echtz. Zweiter Lehrer wurde der Pastor Johann Hirtz und zum Teil der Arbeitlose Pastor Peter Spölgen der keine Pfarrstelle in Konzendorf mehr hatte Er wohnte privat in Echtz und schlug sich mit kleinen Tätigkeiten auch in Schlich durch. Auf die Bildung der Geistlichen konnte nun die französische Verwaltung zurückgreifen. Der Lehrerlohn für Pelzer und Hirtz 300 Livres, Peter Spölgen *³ bekam 120 Livres, Lehrer Christian Pelzer *² zog mit seiner ganzen Familie ins neue Haus des Bürgers (Verwaltung und Schule). Nun lernte Franz Michael das Schreiben und das Lesen. Als Erstes, die Einwohnerliste von Echtz; die Christian Peltzer 1799 erstellte, wobei seine Eltern Schäffer, Großeltern Pleuß und sein Patenonkel Michael Eberich und Tante Marianne (Maria Anna Pleuß) als Cultivateure *4 in der Breite Straße zu lesen waren.

1804 ist Franz Michael gut 14 Jahre alt und kommt aus der Schule. Es hat sich alles erneuert und alte Rechte gibt es nicht mehr. Zehn Jahre sind die Franzosen hier und haben das Rheinland zu Frankreich einverleibt. Der Rhein ist nun Frankreichs Grenze. Es gab immer neue Gesetze und den Code de Civil, der Grundstock der Bürgerlichen Rechts. Es gab ein neues Strafrecht, Handelsrecht, keine Zünfte mehr. In der Schule lernte Franz Michael, dass die Gewichte und Maße jetzt überall gleich sind. Es galt der französische Franc = 100 Centimes –Münzen im Dezimalsystem: Michaels Vater hatte noch den Jülicher Albus = 12 Heller und Stüber = 4 Pfennige. Dies in andere Währungen um zu rechnen war sehr schwer.
(z: B: Kreuzer, Heller, Taler) Auch die Staatsdomäne hatte fast alles unter die Leute gebracht. Kloster Schwarzenbroich, die Mettler Mühle für Echtz, sowie alle Mühlen an der Wehe wurden verkauft. Kirchliche Renten und Pachten wurden aufgehoben und in der Marie Echtz gab es nun 2 Pfarreien, nämlich D`horn und Echtz. Die Konzendorfer Pfarrkirche gab es nicht mehr, sie war jetzt nur eine Kapelle und gehörte zu Echtz.
1806 wurde der französische Kalender wieder abgeschafft und die normale Zeitrechnung eingeführt.1809 wurde das Schützenwesen wieder zugelassen. Man hatte sich langsam daran gewöhnt und verfolgte die Politik Napoleons, der sich immer mehr in Europa ausbreitete. Da hörte man, dass die Franzosen Rheinländer zum Militär einzogen. Aber Michael war noch zu jung und arbeitete auf dem Hof von Opa und seinem Vater. Er erlebte, wie die Hausnummern in Echtz eingeführt wurden. Er wohnte Breite Straße 15, die Schule und damit Lehrer Pelzer war Steinweg 69 (Maternusstraße und das Stück Sackgasse Lourdesstraße bis zum ehemaligen Hof Spies, alte Schule)

1793 erlässt der Nationalkonvent ein neues Wehrgesetz. Unsere Heimat war bis 1801 besetzt und im Lüneburger Frieden wurden wir dann durch Frankreich einverleibt. 1806 wurde die Verpflichtung zur Heerfolge Gesetz. Ab 1. Juni 1809 mussten sich alle unverheirateten Männer zwischen 20-40 Jahren zum Militärdienst melden. Überall hörte man schon die ersten Gefallenen aus unserer Heimat. In Spanien soll es sehr schlimm gewesen sein. Außer der offenen Kriegsführung, gab es noch einen Guerillakrieg der aufständigen Spanier gegen die neuen Machthaber. In den Kirchen verkündeten sie die Gefallenen unsere Heimat, wie z.B. Pfarrer Damian Rumpel aus Hochkirchen, der am 1. Oktober 1809 eine Messe für 3 gefallene Soldaten aus Hochkirchen hielt, die um Oporto und Talavera in Spanien gefallen waren.
Quelle Pfarrbuch Hochkirchen

So, nun kam es, wie es kommen musste. Ein Aushang in Echtz am Haus des Bürgers, direkt neben der Schule. Alle hatten sich zu melden und der Bürgermeister Franz Esser zog *5 mit Namen beschriebene Zettel aus einem Hut. Darauf standen die Namen aus der Herrschaft aus einer Liste, mit der Anzahl der zu Verpflichtenden, die ihm vorgegeben waren.

Nr.1 Gottschalk Bartholomäus Schlich, von Johann Gottschalk u. Katherina Meurer 20 Jahre
Nr.2 Quast Matthias Johann, Merode, Sohn von Hermann Quast und Gertrud Fink 21 Jahre
Nr.3 Schäffer Franz Michael, Echtz, Sohn von Johann Schäffer und Katherina Pleus 21 Jahre
Nr.4 Hotz Andreas, Schlich , von Heinrich Hotz und Maria Gottschalk (Hortz ?) 19 Jahre
Nr.5 Behr Wilhelm Josef, Merode, von Peter Behr und Johanna Kluth 21 Jahre
Nr.6 Merkens Andreas, Schlich, von Michael Merkens und Johanna Spölgen 20 Jahre

*1 Germinal = 7 Monat = Keimmonat
*2 Eheschließung am 23.11.1775 mit Maria Clara Prinz aus Echtz
*³ französische Schulmeisterakte für Echtz I/1573 Quelle: Archiv Düren, Archiv Echtz
*4 Bauern
*5 Daher komm der Ausdruck zum Kommis gezogen
 
     
  Der Vormarsch  
  Schwere Weg nach Moskau, Junge Soldaten aus dem Dürener Land  
  Für viele Angehörige brach eine Welt zusammen. Die Söhne, die sie großgezogen hatten, deren Zukunft die Bewirtschaftung des Hofes und die Ernährung der Familie sein sollte, jetzt innerhalb von 3 Tagen fort und vielleicht für immer?! Nach den örtlichen Erzählungen sind manche ausgekniffen, aber die meisten gingen mit, wo sollten sie denn auch hin? Und so zogen sie in die Kasernen. Aus allen Orten unserer Gegend, kamen die Rekruten, die Michael später in Düsseldorf noch kennen lernte: von Thum/Thür, Gürzenich, Ellen, Inden, Merken und auch sein bester Freund aus Jakobwüllersheim, Peter von Bergen, der in russischer Gefangenschaft nach langen Strapazen an den Folgen seiner Verletzungen im Hospital in Grodno in seinen Armen starb. Es folgte die Rekrutenausbildung, Waffen-Handhabung, der Drill und das Exerzieren.

Düsseldorf, die ehemalige Hauptstadt vom Herzogtum Jülich, Berg und Cleve, war die Sammelstelle der 4 Arrondissements Aachen, Köln, Krefeld und Kleve. Diese Rheinländer bildeten mit den bergischen und westfälischen Truppen das 8. Korps der großen Armee. Die Kameraden Quast, Merkens, Behr waren in dem 51. Infanterieregiment. Dort war auch der Leversbacher Sigmund Esser. Der Meroder Andreas Hotz kam in dem 59. Infanterieregiment, wo sich auch der Merkener Daniel Noefgen und der Indener Bartel Bontenbraich *² befand. Franz Michael war in der 19. leichten Truppe.

So zogen sie am 2 .März Richtung Osten, trafen sich mit den Westfalen, wo Napoleons Bruder Jerome König war (Im Volksmund König Lustig). Dieser führte den 8.Korps dann quer durch die deutsche Landschaft bis an die Weichsel. Bei Fuß, eins, zwei, drei – un, deux, trois, un, deux, trois. Jeromes 8. Korps zählte beim Abmarsch 27.832 Mann. Am 17. April wurde die Weichsel erreicht und vor Warschau wurde ein Lager bezogen. Am 21. Juni erklärte Napoleon Russland den Krieg und überschritt mit weit über 600.000 Mann die russische Grenze. Knapp die Hälfte waren Franzosen. Hatte man bis dahin einigermaßen gut gelebt, so hieß es nach der Überschreitung der russischen Grenze „Selbstversorgung“. Vor der


Grenze in Preußen und Polen kam der Befehl, dass jedes Reiterregiment eine Schwadron und jedes Infanterieregiment ein Bataillon auszuschicken hatte. Jeder Soldat sollte für 16 Tage Fourage haben. Man sollte den Bauern zwar für 4 Wochen Lebensmittel lassen, aber daran hielt sich keiner. Es wurde geplündert und geräubert. Sogar Vieh wurde mitgetrieben. Die russischen Bauern flüchteten mit ihren Habseeligkeiten in die Wälder und nur die Vorhut hatte noch Glück beim Plündern. Wenn die Bauern noch Zeit hatten, versteckten, vergruben und vernichteten sie ihre Vorräte. Dazu kam auch noch, dass die zurückweichende russische Armee Unterkünfte in Brand steckte. Das alles sollte sich an den französischen Soldaten noch rächen!

Man war im Frühjahr am Rhein los marschiert und hatte am Sommeranfang die Grenze zu Russland überschritten. Die Armee war schon 12000 Kilometer von der Heimat entfernt. Der Sommer war unheimlich heiß und mit Gewaltmärschen wollte man die russische Armee einholen, um sie einzeln zu schlagen. Im 8.Korps, wo Franz Michael aus Echtz und auch die Schlicher und Meroder waren, hatten schon Ende Juli 2000 Soldaten Verluste durch Durst, Hunger und Erschöpfung. Durch das Verhalten Jeromes misslang dennoch der Plan, die Russen zu umzingeln und Napoleon schickte seinen Bruder nach Hause. Das 8. Korps unserer Landsleute übernahm jetzt Junot, der Herzog von Abrantes, doch dieser war noch unfähiger die Truppen zu führen und so kamen sie bei den Schlachten um Smolensk und bei Walutino zu spät und konnten nicht mehr ins Geschehen eingreifen. Napoleon war so sauer, dass er das 8. Korps dann in Smolensk Totengräber spielen lies. Die Husaren mussten vom Pferd, wie Peter Josef Schneider aus Binsfeld, wie auch das 1.bergische Infanterieregiment mit Adolf Piperbach aus Golzheim und Peter Schnee aus Ellen um mit der Schaufel die Kameraden unter die Erde zu bekommen. Es war unheimlich heiß und beim Ausheben der Gräber warf man immer einen Blick auf heran greifende, attackierende Kosaken. Die Kosaken, aus der Ukraine, waren freie Kavallerie-Verbände und gehörten nicht zur russischen Armee, doch lies man ihnen freie Hand, dienten sie doch durch ihrer Attacken zur Schwächung des Gegners. Napoleon ließ die Westfalen mit ihren bergischen Kameraden jetzt als Nachhut marschieren. Sie litten unheimlich an Hunger, Durst, Hitze, Krankheiten und Erschöpfung. Die Ruhr (schwerer kolikartiger, blutiger Durchfall) * 3 wütete in den Regimenten, und die Armee hatte mehr Leute an Krankheiten und Desertation verloren als durch Fremdeinwirkung des Feindes. Durch kleine Angriffe versuchten die Kosaken von links und rechts einzelne Truppenteile in Kämpfe zu verwickeln um evtl. die Nachhut vom Heer zu trennen. Das 8. Korps hatte bei Smolensk noch 15.400 kampffähige Männer. Als sie ins Moshaisk, eine Stadt vor Moskau eintraten, wurden am 6.September nur noch 10.000 Mann gezählt. Diesmal kamen sie rechtzeitig an. Am 7. September fand die bis dahin blutigste Schlacht der Weltgeschichte statt. 120.000 französische gegen 110.000 russische Soldaten metzelten sich gegenseitig nieder. Den ganzen Tag donnerten 600 Geschütze. Am Abend waren 80.000 Tote und Verwundete auf beiden Seiten zu verzeichnen. Das 8. Korps, mit unseren Rheinländer und Westfalen, war an diesem Tag Marschall Ney unterstellt und war diesmal voll im Kampf dabei. Sie hatten 500 Tote und 2500 verwundete Soldaten und 18 Tote und 164 Offiziere. Innerhalb kurzer Zeit starb ein Drittel an den Verletzungen. Hier starb, der in Merode geboren Matthias Quast (* am 5.5.1791), an seine schweren Verletzungen im Hospital in Twer. Auch sein Freund Wilhelm Josef Behr (* am 27.7.1791), der mit ihm zusammen in Merode auf- gewachsen war. Sie gingen sonntags gemeinsam in die Echtzer Kirche und spielten im Schlicher Wald Räuber und Gendarm. jetzt lagen sie im gleichen Hospital in Twer. Behr starb am 19.3.1813 an den Folgen. Beide 21 Jahre alt. Insgesamt wies das 8. Korps jetzt noch eine Stärke von 6000 Mann auf. Unsere Soldaten mussten mal wieder das grausige Leichenfeld räumen und folgten dann 4 Tage später nach. Napoleon zog am 15.9.1812 in Moskau ein. Vom 8. Korps hatte nur die westfälische Kürassierbrigarde Moskau gesehen. Der überwiegende Teil unserer Leute mussten den Marschweg Dorobusch - Moskau sichern. Sie quartierten sich in den kleineren Städten ein, und im Umkreis von Tagesritten wurde alles von den Bauern beschlagnahmt. Moskau brannte, denn die flüchtenden Einwohner wollten alles, was sie nicht mitschleppen konnten, verbrennen. Die einrückenden Franzosen mussten zuerst die Brände eindämmen, um noch zu retten, was zu retten war. In den kleineren Vorstädten geschahen ständig Überfälle und so gerieten völlig überraschend am 10. Oktober eine Grenadierkompanie bei Verja und die Kompanie Hilchenbach in Gefangenschaft. So auch Andreas Hotz (Hortz) aus Schlich in dem kleinen Ort Dmitrowsk bei Orel.

Auf dem Weg in die Gefangenschaft kamen sie an dem ehemaligen Schlachtfeld von Borodino vorbei, wo russische Verwundete noch nach 11 Tagen vor lauter Hunger an toten Pferdekadavern nagten. Es sollte ihnen nicht besser ergehen. Die Kosaken plünderten sie aus, nahmen ihnen bei der Kälte die Stiefel und die Kleider weg. Nur wenige haben das überlebt.

Eigentlich waren viele Vorräte angesammelt worden. Aber der Nachschub versagte auf der ganzen Linie, teils durch schlechte Wege, teils durch schlechte Organisation und teils durch Überfälle. *² Namenübersetzung in Gefallenen- und Verletztenlisten auf Gehör geschrieben und waren nicht immer genau. * 3 Der Franz-Michel wusste aus den Erzählungen, dass das Maternus Kapellchen in Echtz 1729 wegen einer überstandenen Ruhr Epedimie gebaut wurde. Quelle: Taufbücher, Kirchenbücher aus der Region, Heimatblätter, Heeresberichte ect.
 
     
  Vorwärts wir müssen zurück  
  Einen Monat waren sie nun in Moskau und in den Vorstädten. In den ersten 3 Tagen herrschte ein Chaos in Moskau. Die russische Armee hatte 10.000 verwundete und kranke Soldaten zu- rück gelassen. Auch gesunde Soldaten wurden gefangen genommen, die hier mit Kaufleuten aus Moskau plünderten, damit ihre Waren nicht den Franzosen in die Hände fielen. Am Abend des 14. September kam es zu den ersten Bränden, die wahrscheinlich durch betrunkene französische Soldaten verursacht wurden. Napoleon kam am folgenden Tag in die Stadt und logierte sich im Kreml ein. Die Brände waren eingedämmt. Durch einen starken aufkommen- den Sturm führte es am 16. September wieder zu heftigen Bränden, die sich nun auf ¾ der Stadt schnell ausweitete. Viele Menschen starben in den Flammen, da 2/3 der Häuser aus Holz bestanden. Nun setzte, obwohl es verboten war, bei der französischen Armee die Plünderung ein. Nach dem Prinzip bevor alles verbrennt, retten wir es ja für uns noch. Alles was an Wert hatte, wurde aus den Häusern geholt. Die Bilanz des Brandes waren 12.000 Tote, 12.500 Pferdekadaver lagen herum, 6.500 verbrannte Häuser und 127 Kirchen waren zerstört. Trotzdem gab es in Moskau immer noch Unterkünfte und Lebensmittel. Napoleon saß im unversehrten Kreml und wartete auf Verhandlungen des Zaren. Dieser, der nach mehrmaligen Aufforderungen französische Unterhändler, dachte gar nicht daran, über Friedensangebote zu
verhandeln, sondern verbat sogar seinem obersten Heeresführer Kutusow jeglichen Kontakt mit den Franzosen. Es herrschte außer ein paar kleinen Gefechten eine stillschweigende Waffenruhe. In der Stadt Moskau war Abwarten angesagt. Franzosen hatten einen Markt eröffnet, wo sie das Beutegut von ihren Plünderungen verkauften. Der Größte Teil der Armee
war nicht so komfortabel und war in den Vorstädten und außerhalb der Stadt untergebracht worden. Als am 13. Oktober der französische General Lauriston als Unterhändler wieder ohne Ergebnis zurück zu Napoleon kam, hieß es Abmarsch! Die Vorbereitungen begannen.
(In St. Petersburg herrschten untereinander Intrigen. Im Zarenhaus forderten Frieden manche mit Napoleon, andere wollten weiter Krieg führen, Engländer sandten Geld und Waffen)

Der Rückzug begann mit Niederlagen. Die Russen hatten die Zeit genutzt sich aus Finnland zur Verstärkung zu holen, und griffen die Franzosen im Norden bei Kljastizy an. Im Süden griff man mit Tschischagow, General der Südarmee und ukrainische Kosaken Polozk an. Damit war der eigentliche Plan, süd-westlich durch die fruchtbare Ukraine zu ziehen, Genau wie aus Golzheim Adolf Piperbach vom 1.bergischen Infanterieregiment. Aus dem 59. Infanterieregiment waren der Merkender Daniel Noefgen (Neffgen* am 23.12.1793) in Archangel und der Irdener Bartel Bontenbroich in Tula im Hospital gestorben. Das 51. Infanterie- Regiment verzeichnete den Tod des Leversbachers Sigismund Esser in Ufa und des Sollerners Stefan Geuernich in Wladimir (Gefangenenlager östlich von Moskau). General Kutusow entschloss sich zur Taktik der beweglichen Verteidigung und wich mit der russischen Armee nach dem Rückzug aus Moskau der Entscheidungsschlacht aus. Er vertraute ganz auf den russischen Winter und beließ es nur noch mit kleineren Angriffen. Er gab den Kosaken freie Hand.

Das Korps erreichte am 9. November 1812 mit 1600 Mann Smolensk. Hier wurden nun 3 Bataillone gebildet. Sie mussten am 15.und 17. November bei Krasnoi für Napoleon den Weg frei kämpfen. Bei diesem Kampfgeschehen wurde aus Schlich Andreas Johann Merkens (* am 10.4.1793) verwundet und gefangen genommen und wurde nach Arsamus in Mischni-Nowgord (dem heutigen das Gorki) verschleppt. Dort starb er 1813. Genau wie am 6.1.1813 Wilhelm Koch aus Jakobwüllesheim im Hospital. Der Dnjepr wurde am 19.11.1812 bei Orscha überschritten. Nun rächten sich auch die Bauern. Man hatte sie auf dem Vormarsch beräubert und so ließen sie jetzt ihre Wut an den hungernden und frierenden französischen Soldaten aus. Immer wieder trieben die Kosaken ihr Unheil. Sie verkauften sogar Gefangene an die Bauern, die sie dann folterten. Sie wurden mit Stroh umwickelt und angezündet oder lebendig begraben. Aber nach Berichte zufolge gab es noch viel Schlimmeres. Am 22. November erreichten sie Bobr mit nur einer Bataillonstärke. Die Beresina wurde bei Tauwetter am 28. November überschritten und das 8. Korps bestand nur noch aus 50 Infanteristen misslungen. In den Vorstädten herrschte wieder Krieg. Das 2. und 6. Korps musste sich aus Polozk zurückziehen und der französische General Murat wurde bei Tarutino östlich von Malojaroslawez geschlagen. Hier wurde der aus Ellen stammende Peter Schnee von den bergischen Truppen vermisst. Er starb1813 laut des hannoverischen Leutnant Heinrich Meyer in Tula an seinen Verletzungen. Aus Jülich starb Johann-Josef Lambert Quell im Hospital zu Wologba. Jetzt blieb nur noch der alte verwüstete Marschweg, wo sie hergekommen waren. Am 18. Oktober war auch der Rückzug aus Moskau. Unter ihnen waren, so viele, die trotz Pferdeknappheit Beutegut aus Moskau mit nach Hause nehmen wollten, z.B. Hohe Offiziere mit Gemälden, Pelzen und extra schönen Gegenstände aus den Palästen der Stadt. Napoleon, hatte sogar das Kreuz vom Glockenturm von der Basilika Iwan des Großen, auch der Schreckliche genannt, abmontieren lassen. Die große Armee zählte noch 108.000 kampfstarke Männer. Beim Abzug schloss sich Gesindel an, die mit Raubgut beladen waren. So zogen lange undefinierbare Kolonnen mit Frauen, verwundeten Soldaten, Gefangene, ältere Russen, Dienerschaften, Leibeigene, mit allem was sie tragen konnten. Sogar abgemagertes Vieh trieben sie noch mit. Bis zum 24. Oktober gingen die Kämpfe um die Stadt Malojaroslswez hin und her, bis die Russen sich unter General Dochturow bei Kaluga zurückzogen. Nachdem die Nachhut, bestehend aus der jungen Garde mit Marschall Mortier, aus Moskau am 23.Oktober ausgezogen war, drangen Kosaken in die Stadt. Sie richteten unter den verwundeten und kranken französischen Soldaten ein Blutbad an. Die letzten Nachzügler wurden noch von den nun eindringenden Bauern, die gemeinsam sich mit den Einwohnern bewaffnet hatten, niedergemacht und Moskau brannte schon wieder, diesmal auch der Kreml. Am 28. Oktober bildete nun das 8. Korps, in dem unser Franz Michael war, die Vorhut. Diese brach von Mohaisk aus noch mit 5.400 Mann und 600 Pferden auf. Am 4. November begann der russische Winter. Kälte und Hunger löste die Ordnung auf. Vom Beutegut war nicht mehr viel zu sehen, was jetzt auch Ballast war. Aus Binsfeld wurde Peter Schneider (* am 31.5.1790) von den 8. Husaren vermisst, landete aber im Hospital zu Schmolensk und verstarb1813. und 60 Reitern. Dabei waren noch Franz Michael aus Echtz, Peter von den Bergen aus Jakob- wüllersheim (* am 11.10.1789), der Kreuzauer Matthias Klein und aus Thuir Martin Klein. Die beiden Kleins waren aus dem bergischen Infanterieregiment. Sie übernachteten noch in einem Bauerhof. Am Morgen des 29. November hat sich dann der Rest verselbstständigt und jeder versuchte sich auf seine Art in die Heimat durch zuschlagen. Das 8.Korp existiert nicht mehr.

Vom 7. bis zum 9.Dezember hatte die französische Armee die größten Verluste, als sie bei 39 Grad Kälte im Freien vor Wilna kampieren mussten. Viele erfroren und Kosaken machten wieder Jagd auf Nachzügler. Am 10. Dezember zog die Hauptarmee weiter zur Grenze und ließen etwa 20.000 Kranke und Verwundete in Wilna zurück. Darunter auch der aus Broich stammende Johann Ludwig Kuhl vom 2. bergischen Infanterie-Regiment. 2 Tage später herrschte ein Massaker durch Kosaken, die in die Stadt eingefallen waren. Die Stadtbevölkerung von Wilna beteiligte sich daran. Kranke und Verwundete warf man aus den Fenstern der Hospitäler. Johann Ludwig Kuhl überlebte das Massaker mit Glück, starb dennoch am 23.2.1813 in Wilna. Als die offizielle russische Armee in die Stadt zog, hörte das Massaker auf. Die Überlebenden wurden im April 1813 nach dem Gefangenlager in das Landesinnere Russlands gebracht.

Die Reste vom 8. Korps hatten sich in kleinere Gruppen aufgeteilt und es auf ihr eigenes Glück versucht. Nach den Recherchen des Hannoverschen Leutnants Heinrich Meyer, hatten es Matthias Klein aus Kreuzau und Martin Klein aus Thuir es geschafft. Seit 1813 waren sie nun in Minsk. Sein Bruder Wilhelm Klein aus Thuir war in Sorotow sogar als Kolonist registriert worden und hatte eine Familie gegründet. Von ihm ließ sich der Leutnant die Situation schildern. „Man hatte ständig Angst von den Kosaken erstochen zu werden. Man traute sich weder allein noch zu zweit auf einen Hof zu gehen. Überall lagen Erschöpfte und Erfrorene herum. Man versuchte sich mit allem gegen die Kälte zu schützen, sei es auch die Felle von geschlachtete Katzen, Hunden und Schafe“. Franz Michael aus Echtz und aus Peter von den Bergen aus Jakobwüllersheim schlugen sich südlich von der Hauptarmee Richtung Grenze. Sie hatten es fast geschafft und sahen schon den polnischen Grenzpfahl, da wurden sie noch kurz vor der Grenze von der russischen Armee gestellt und beschossen und kamen als verletzte Gefangene ins Hospital von Grodno. (Deutsch. = Kynsberg, russisch. = HRODNA) Michael war leicht verletzt, aber sein Freund Peter, der mit ihm die ganzen Strapazen von der Heimat aus dem Dürener Land, zu Fuß nach Moskau und dann zurück mit Hunger und durch Kälte ausgesetzt waren, hatte es nicht mehr geschafft. Er starb neben seinem Freund und Kamerad Michael aus Echtz, an den Folgen seiner Verletzungen im Hospital zu Grodno, kurz vor der polnischen Grenze. Nun war Franz Michael allein. In Russland. Wie sollte er nach Hause kommen? Im März 1813 kam er aus dem Hospital in russische Gefangenschaft. Was nun?….!

Quelle (* Datum= Geburtstag im Taufbuch nachgesehen) Stadtarchiv Düren, Leutnant Heinrich Meyer, dieser hatte 1818 den Auftrag, den Verbleib von unter Napoleon dienenden Soldaten zu forschen, die nun ab 1815 zu den Preußischen Ländern gehören. Zwecks Erbangelegenheiten oder Neuheirat der Witwen.
 
  Unter fremden Fahne  
  Was war bis jetzt passiert? Franz Michael hatte versucht sich ab dem 29.November 1812 mit einigen Kameraden in Richtung Heimat zu schlagen. Das 8.Korps gab es nicht mehr und die letzten 50 Kameraden versuchten ihr Glück sich in kleineren Grüppchen durch zuschlagen. Die Hauptarmee zog über Wilna nach Kowno(deutsch Kaunas), polnische Grenze in Richtung Preußen. Franz Michael Schäffer (heute Schäfer) zog mit seinen Kameraden etwas südlicher zur polnischen Grenze um Grodno. Wann sich Martin und Matthias Klein sich von der Gruppe geteilt haben, ist nicht bekannt. Vielleicht haben sie die Idee gehabt den Winter in der Stadt Minsk zu überleben? Von Leutnant Meyer wurde 1819 bestätigt, dass die zwei aus Kreuzau und Thür es überlebt hatten. Unter großen Verlusten zog die Armee am 10.Dezember ab Wilna weiter und erreichte am 12. Dezember 1812 die polnische und am 16.12.1812 die preußische Grenze. Im Januar trafen sich auf dem Sammelplatz in Thorn 683 Soldaten und 184 Offiziere ein. Wenn man bedenkt, dass ab hier damals ein Zug von über 600.000 Personen in Richtung Moskau zog, kann man das nicht mehr in Prozenten rechnen, was zurück gekommen ist. Natürlich waren Handwerker, Marketenderinnen, Beamte und sonstiges Volk mit da bei.

Hier Auszug einer Berichterstattung (Art Zeitung) vom Anfang Januar1813 aus Thorn: „ Aber was jetzt hier zurück kehrte, war ein Heer armer Sünder, die ihren letzten Gang angetreten hatten. Es waren wandelnde Leichen, ein ungeordneter Haufen ohne Truppengattungen und Nationen, lautlos wie ein Totenzug nahten sie der Stadt. Ihre Kleidungsstücke waren zerlumpt und mit dem ergänzt, was jeder gefunden hatte um eine Hülle gegen die Markzerstörende Kälte zu haben. Teile von Weiberröcken, Reste von Teppichen und Pferdedecken, frisch abgezogene Hunde und Katzenfellen, die Füße mit Stroh und Filz von alten Hüten und Lappen umwickelt. Desgleichen waren um ihre Köpfe und trotzdem waren Ohren und Nasen erfroren…usw.“

Vom 5. Dezember 1812 an, lag derweil Franz Michael Schäffer in Russland im Hospital von Grodno, wo die russische Armee ihn ab geliefert hat. Ein Glück, dass er nicht den Kosaken in die Hände gefallen war. Aber im März hieß es raus aus dem Hospital und ab ins Gefangenenlager. Dort mit den anderen zusammengekommen, hörte er im Lager, dass Freiherr von Stein, Freiwillige unter den Gefangen sucht, die in die Russisch-Deutsche Legion eintreten können. Im westlichten russischen Gouvernement betrug nach dem Kriegs- Ministerium am 28. Februar 1813 etwa 11 500 Gefangene aller Nationen, die mit Napoleon ins Russische Reich gedrungen waren. Nachdem Franz Michael sich die Lage durch dacht hatte, meldete er sich freiwillig. In Gefangenschaft war es ungewiss, was aus ihm werden würde. Im Dienst der Legion würde er neu eingekleidet, versorgt und kam in eine vernünftige Unterkunft. Die Sache mit Kälte und Hunger wäre geregelt und vielleicht in Zukunft würde er nach Hause kommen. Auch Holländer hatten sich in freiwillig gemeldet, sogar Italiener gaben sich als Deutsche aus, um aufgenommen zu werden. Und wie er so in der Reihe sich nach vorne bemühte um in die Legion eingeschrieben zu werden, hörte er auf dem rheinischen Dialekt: „Langsam Jong, wir kohme all drah“. Oh, war das angenehm, bei dem Stimmengewahr eine bekannte Sprache zu hören. „ wo küss du dann her“. „Us Jüzzenich, wenn du wes wo dat ess“. Man hatte sich in der Heimat nie gesehen, aber das war egal, man war aus derselben Gegend und hatte dieselbe Sprache. Es war Johann Richard Hahn aus Gürzenich und bis zur seiner Gefangennahme war er in der Garde-Fleugqueurs. Man hatte sich viel zu erzählen. Nun kamen die beiden nach ihrer Anmeldung in eine andere Unterkunft, wo man die Freiwilligen vorerst unterbrachte. Es sollte noch mehr aus anderen Lagern kommen, um ordentliche Soldaten gegen Napoleon zu machen. Anfangs lief das nicht so und es fehlte an Allem, aber mit und mit kam die Versorgung an Fourage und neuer Kleidung. Im April 1813 gab es für Franz Michael noch eine große Überraschung. Er traf „Bachtel“ wieder. Bartholomäus Gottschalk aus Schlich (*am 16.4.1792) kam aus Pleskow, wo er in der Gefangenschaft in die Legion eingetreten war. „Was blieb mir denn anderes übrig“, sagte Barthel, „ und denk dir: Aus dem Lager Worenesch ist auch Heinrich Hermanns aus Merken (* am 22.12.1792) mit nach hier gekommen“. Heinrich hatte noch mehr zu erzählen. Er war in derselben Lage wie Franz Michael. Zu Hause in Merken war er der einzige Sohn auf dem Hof (Haus Nr.68) und hatte auch noch 3 Schwestern: Gertrud, Klara und „et Magretchen“. Die vier rheinischen Leidensgenossen waren nun zusammen. Die Legion wurde von Tag zu Tag größer, und sie sahen, nachdem sie wieder eine Uniform hatten, gut aus.

Peter von Oldenburg, der ins russische Exil ging, weil Napoleon ihm sein Herzogtum raubte, warb er beim russischen Zaren für eine Deutsch-Russische Legion, um gegen Napoleon zu kämpfen. Er fand in St. Petersburg Anklang beim Zaren und bei den englischen Diplomaten, die ihn unterstützen und finanzieren wollten. Natürlich war das ein politisches Interesse. Anfangs warf man Flugblätter unter die gegnerischen Soldaten, mit der Hoffnung, dass sie überliefen. Man setzte auf die vielen zum französischen Heer gezwungenen Soldaten, die aus den besetzten deutschen Gebieten stammten. Das war aber gefährlich und mit Schwierig- keiten verbunden und klappte nicht und so ging man durch die Gefangenlager und hatten bis Dezember 1812 ungefähr 4000 Leute in der Legion. Laut dem Chef des Generalquartier- Meisterstabes von Clausewitz sank durch Krankheiten wie Typhus und anderen Epidemien die Mannschaftsstärke der Legion Anfang Januar wieder auf 1.600. Die Franzosen waren jetzt nicht mehr in Russland und man versuchte bis April 1813 in den Gefangenlager neue freiwillige Deutsche anzuwerben. Es gab auch Deutsche, die direkt in die russische Armee eintraten. Denen versprach man nach Napoleons Ende ein Stück Land.

Und dann hieß es Abmarsch gegen Napoleon. Zuerst im Norden von Deutschland. Von Preußen nach Brandenburg in Richtung Holstein, dann wieder Südöstlich nach Sachsen. Kleinere Schlachten bis Oktober nähe Leipzig. Bis zur Völkerschlacht in Leipzig vom 16.19. Oktober konnten wir die vier, die hier noch teilgenommen haben, verfolgen. Bei der Masse an verschieden Teilnehmer und deren Toden und Verletzte, konnten wir nach der Schlacht keiner mehr aufspüren. Wahrscheinlich waren sie im Gefecht sofort Tod oder starben im Lazarett an oder in der St. Thomaskirche in Leipzig

Zur dieser Zeit in der Heimat: Gerhard Melchior Urbach nahm im ehemaligen Kloster Schwarzenbroich ein Chemiewerkstatt in Betrieb. Sie gewannen Vitriolsalze und Alaun aus eisenhaltigem Torf. Die Bürgermeisterei Echtz beschäftigte sich mit der Einführung von Tür und Fenstersteuer (wie in allen Bürgerämtern im Rheinland zu dieser Zeit)


Nach der Völkerschlacht zu Leipzig zogen die ersten Kosaken und Russen schon ab Januar 1814 durch das Dürener Land. Sie Quartierten sich hier ein und benahmen sich hier wie „sie es gewohnt waren“ Nah ja, man war froh, wie sie dann in Richtung Frankreich zogen, um zum Sturz Napoleons zu sorgen.
 
  Armee1812  
     


HGV-Echtz/Konzendorf  Manfred Garding