Von seiner ehemaligen Kirche und der
später erbauten Kapelle
Aus dem Büchlein „Die Geschichte des Geist- und freiadlichen
Klosters Wenau sowie geschichtliche Nachrichten über der
Kirspelskirchen Langerwehe und Geuenich und der Filialkirche
Contzendorf" von M. M. Bonn erfahren wir über Konzendorf:
„Contzendorf findet man in alten Schriften meist Cotzendorf
geschrieben, wird auch jetzt noch im Munde des Volkes Cotzendorf
gesprochen.
Die ehemalige Kirche zu Contzendorf war in den ältesten Zeiten
gebaut, war eine Filialkirche von der Kirspelskirche Weda oder
Remmelsberg, hatte aber einen eigenen Priester, welcher als Pfarrer
fungierte, nämlich alle seelsorgerischen Dienste verrichtete.
Derselbe hatte an fixem Einkommen jährlich 16 Mltr. Roggen und 6
Mltr. Euen (Hafer) Erbpacht. Der Herzog von Limburg, Heinrich III.,
hatte im Jahre 1181 (also ist diese Kirche gewiß sehr alt) eine
Schenkung von Grundgütern an diese Kirche gemacht und zugleich
dieselben ans Coenobium Wenau übertragen, der im Jahre 1191 diesem
Convent auch das Patronatsrecht dieser Kirche übertrug.
Das Coenobium Wenau bezog in Folge dieser Schenkung jährlich im
Bezirke Contzendorf einen Zehnten von 240 Morgen = 24 Einthuns und
einen Heuzehnten von 30 Morgen Wiesen, dabei die Nutzung von 60 Morgen
Ackerland, welche gemäß dem Buchstaben des Schenkungs-Akts
Eigenthum des Coenobiums waren, aber nicht für den Unterhalt des
Coenobiums oder der Klosterjungfrauen, sondern vielmehr zum Unterhalt
des zeitlichen Pfarrers in Contzendorf. Jedoch verfügten die
Vorsteher des Coenobiums darüber, als wäre es eigenes
Klostergut und bezahlten den zeitlichen Pfarrer zu Contzendorf so, wie
sie vor Antretung der Pfarrei Accord abgeschlossen hatten und vorab
einig geworden waren.
Wenn diese 60 Morgen Ackerland bei Aufhebung der Klöster in den
Registern des Klosters Wenau als Klostergut eingezeichnet waren, so war
es natürlich, daß die Franzosen selbige wegnahmen.
In dem Visitations-Protokoll der Christianität Jülich aus dem
17. Jahrhundert liest man, daß die Kapelle zu Cotzendorf unter
dem Titel des h. Pancratius
eingeweiht war und im Pfarrverbande Echtz sei; daß das Kloster
Wenau oder vielmehr die Frau Meisterin daselbst das Patronatsrecht
darüber ausübte.
Die Kirche zu Contzendorf war jedoch im Jahre 1768 eine Pfarrkirche,
als eine Filialkirche von Echtz benannt, welche, wie schon bemerkt,
früher der Pfarrei Langerwehe incorporirt gewesen war. Als aber
die Prioren des Klosters Wenau Herr und Meister über die Pfarre
Langerwehe waren, so mochten sie bei Anstellung eines neuen Pfarrers in
Langerwehe die Trennung von Langerwehe leicht vornehmen.
Bei der Organisation der Aachener Diözese vom 10.Ventose XII. J.
d. franz. Rep. (1804) ist Contzendorf als selbständige Pfarrei
aufgehoben und als Kapelle bestimmt und eingeschrieben, wodurch diese
Kapelle nicht blos eine geduldete Kapelle war, sondern gesetzlichen
Bestand erhalten hatte. Daher ist sehr zu beklagen, daß man vor
etwelchen Jahren diese alte ehrwürdige ehemalige Pfarr-Kirche dem
Boden gleich abgebrochen hat, so daß keine Spur mehr von ihr mehr
zu sehen ist. Und dieses Niederreißen geschah in unserer Zeit, wo
andere Kapellen sich zu Pfarrkirchen erheben lassen und oft mit
großen und schweren Opfern. In Contzendorf reißt man eine
Kirche nieder, welche nach Aussagen mehrerer Einwohner nicht im Stande
zu halten gewesen wäre. Wäre Contzendorf zu arm dazu gewesen,
dann ist es zu bedauern; wäre der christliche Geist daraus
entflohen, dann wäre es doppelt zu bedauern; sind die Einwohner
getäuscht worden, dann ist ihre Lage noch mehr zu beklagen.
Doch werden mit dem Niederreißen dieser Kirche wohl nicht Alle
einverstanden noch zufrieden gewesen sein, indem ein alter Mann voll
Ärger mir sagte: Dat hant de fromme Hären gedohn, he wi zo
Bonsdörp, damit sei et all kreigten u. a. m.
Das Kreuz, welches auf der Stelle der abgebrochenen Kirche steht, kann
dem Wanderer nicht einmal andeuten, daß hier ehemals eine
katholische Kirche gestanden hat. Es ist ein Grasplatz, den die
Kirchenverwaltung verpachtet hat."
Notizen des Pfarrers Barth. Cremer (Stadtarchiv Düren):
„im Jahre 1854 wurde die alte ehemalige Pfarrkirche zu Conzendorf
dem Boden gleichgemacht, so daß keine Spur mehr von ihr zu sehen
ist."
Er führt auch den Vergleich des o. a. Mannes auf, der Boesdorf
(Pfarre Pier) nennt. Weiter berichtet der ehem. Echtzer Pfarrer:
„Das Kreuz, welches auf der Stelle der abgebrochenen Kirche
steht, hat folgende Inschrift:
Chronicon OLIM - hic - ae Des ? ? ? - 1854"
Zur Verbindung zwischen dem Kloster Wenau und der Kapelle Konzendorf
noch einige Ausführungen von E. von Oidtman in seinem Werk
„Memorien• buch des Klosters Wenau":
„... Auch die Besetzung der Kapelle zu Kotzendorf (Kotzendorf ist
das jetzige Contzendorf, ein Dörfchen von etwa 64 Seelen bei
Merode) soll im Jahre 1181 oder 1183 dem Kloster verliehen worden sein.
Nach späteren Urkunden hingegen war die Kapelle zu Kotzendorf ein
Appendix des Patronatsrechtes der Pfarrkirche Remelsberg. Es
heißt in einem 1508 ausgestellten Revers des Pfarrers Nikolaus
von Langerwehe: ,,magistra totusque conventus monusterii Sae Cathcrinae
in Wenaugia parochialis ecclesiae collatrices in Reymelsberg et suae
capellae in Kotzendorff praedictae parochiali subjectae ...
... Weitere Besitzungen des Klosters sind: .. .4. gewisse Erbrenten zu
Eichtz, ... 8. ein Hof zu Kotzendorf an der Kirche ... "
Für das Kloster Wenau werden, das Jahr 1795 betreffend, u. a.
folgende Besitzungen angegeben: zu Konzendorf 62 Morgen, zu Konzendorf
250 Morgen, in der Herrschaft Merode 50 Morgen.
Dr. Domsta schreibt in seinem Katalog, 800 Jahre Schloß und
Herrschaft Merode (S. 8):
„Die Kirche in Konzendorf, die Herzog Heinrich von Limburg im
Jahre 1183 den Prämonstratenserinnenklöstern Reichenstein und
Wenau geschenkt zu haben scheint, ist wohl als Gutskapelle eines Hofes
entstanden, der später den Nonnen in Wenau gehörte. Im Liber
Valoris von 1308 ist sie als Kapelle genannt. 1335 untersteht der in
Konzendorf tätige Kaplan Konrad dem Pfarrer von Remmelberg
(Langerwehe), dessen Pfarrei ihrerseits dem Kloster Wenau inkorporiert
war. Noch in der Mitte des 16. Jahrhunderts war die Kapelle Filiale von
Langerwehe und wurde von der Vorsteherin des Klosters Wenau vergeben.
Spätestens seit 1723 (Beginn der Konzendorfer Kirchenbücher),
vermutlich aber schon erheblich früher, unterstand der
Konzendorfer Geistliche jedoch dem Pfarrer von Echtz. Mitte des 19.
Jahrhunderts wurde die Kapelle abgebrochen und 1890/92 durch eine dem
hl. Pankratius geweihte neue Kapelle ersetzt.“
In der Ausstellung wurde auch eine sehr frühe Urkunde (Katalog S.
30) gezeigt:
„ 1335 Januar 22
Bruder Reymer, Kanoniker zu Steinfeld und Pfarrer von
„Remmelberg" (= Langerwehe), gelobt in Gegenwart mehrerer Zeugen,
u. a. des Konrad, Kaplan an der Kirche zu Kozzendorp" (= Konzendorf),
seinen Dienst wie bisher zu versehen.
Erste namentliche Erwähnung eines Geistlichen an der Kirche zu
Konzendorf.
Die Kirche wird schon um 1308 im Liber Valoris genannt.“
Ein alter Echtzer erzählt: „Die Kirche von Konzendorf hat
auf der Wiese der jetzigen Ww. Jakobs gestanden. Etwa um 1900 wurde das
Kreuz, das heute hinter der Kapelle steht, von Rhein.-Braun versetzt.
Der Totengräber H. Clahsen mußte von dem ehemaligen
Gottesacker die Gebeine der dort Begrabenen sammeln. Sie wurden auf dem
Echtzer Friedhof bestattet."
Die Glocken der Kirche von Konzendorf kamen nach Echtz und Büsbach
[Clemen, Kunstdenkmäler der Rheinprovinz).
Verzeichnis der Priester an der Kirche zu Konzendorf
die sich ermitteln ließen (M. M. Bonn)
„1604 Arnold Geich, Vikar. Er gab zum Aufbau des Klosters Wenau 5
Daler Kölnisch.
Johann Krichell, Sacellan in Cotzendorf und Primissar in Weda,
gestorben am 9. April 1723.
1723 Johann Heinrich Kuckerz, Pastor loci. Er starb daselbst am 9.
April 1741.
1742 Jos, Laurentius Otten, Pastor loci bis 1779.
1779 Petrus Spölgen, Pastor loci bis 1799, letzter Pfarrer in
Contzendorf. Anm.: Der ehemalige Echtzer Pfarrer Barth. Cremer teilt
uns durch seine Notizen über die Pastoren von Echtz mit:
„Pfr. Otten war aus Kerpen gebürtig, fungierte als Pastor in
Conzendorf v. 1742 bis 1760 und wurde als Pfarrer nach Echtz
befördert. Seine Nomination datiert schon von 1757, den 24.
Oktober. Er ist 1765 gestorben."
1662 schreibt Pfarrer Joh. Fabritius von Editz bez. der Geistlichen von
Konzendorf:
„... Derzeitiger Rektor ist der Hochw. Herr Wilh. Kroppenbergh,
Kaplan zu Weda ... "
Die Kapelle zu Konzendorf
Um die Jahrhundertwende errichteten die Bewohner von Konzendorf ein
neues, kleines Gotteshaus: die Pankratiuskapelle.
Im letzten Weltkrieg wurde sie arg in Mitleidenschaft gezogen und in
den 50er Jahren renoviert.
Am 12. April 1959 gab Pfarrer Esser der Kapelle im Auftrage des
Bischofs von Aachen neuen Segen.
Pfarrchronik: ,,Einweihung der restaurierten Kapelle in Konzendorf
am Sonntag, dem 12. April 1959.
Die Kapelle in Konzendorf war im 2. Weltkrieg unwesentlich
beschädigt worden. Besonders waren es Schäden am Dach. Wegen
der Hauptsorge des Pfarrers Lauscher um den Wiederaufbau der
Pfarrkirche in Echtz wurden die geringen Schäden an der
Konzendorfer Kapelle nicht beachtet, und so wurde durch die Unbilden
der Witterung das Innere der Kapelle immer mehr zerstört. Nach dem
Tode des Pfarrers Lauscher bemühte sich der neue Pfarrer von
Echtz, Pfr. A. Esser, um die Restaurierung dieser Kapelle, die im
Dorfbild noch ein schändliches Zeichen der Zerstörung nach
der Beendigung des letzten Krieges darstellte. Der Plan, die Kapelle
den eventuellen Erfordernissen anzupassen, die dadurch gegeben sein
würden, wenn die Bevölkerungszahl anstieg, einen
Erweiterungsbau in Richtung des bisherigen Eingangs anzufügen,
wurde von der bischöflichen Behörde nicht gebilligt.
So wurde denn die Restaurierung in der bisherigen gotischen Bauform
angestrebt und durch den Herrn Architekten Jakob Hanrath aus Düren
durchgeführt. Am Sonntag, dem 12. April 1959 war es endlich
soweit, daß die Kapelle die neue Benedizierung durch den Pfarrer
von Echtz, Pfr. A. Esser, erhielt und so der Dorfgemeinde Konzendorf
ein schmuckes Gotteshaus übergeben werden konnte."
Pfarrchronik: ,,Fronleichnamsprozession 1963 nach Konzendorf.
Zum ersten Male ging in diesem Jahre die Fronleichnamsprozession nach
Konzendorf. Anlaß dazu war die Errichtung eines neuen Kreuzes an
der Nordspitze der „Kippe", das von der Familie Karl Mohren
aufgestellt worden war. Dort war auch der 3. Altar, von den Soldaten
der belgischen Wachabteilung auf der Kippe hergerichtet. Am 3. Altar
angekommen, nahm Pastor A. Esser zuerst die Segnung des neuen
Feldkreuzes vor und gab dann den sakramentalen Segen."
Fronleichnamsprozession (1963) vor der Konzendorfer Kapelle