Anhand der Daten auf den Schildern und der Jahresberichte ist zu sehen,
daß die Echtzer Schützenfeste, von einigen Ausnahmen
abgesehen, immer im Monat Mai und zwar am Sonntag nach Christi
Himmelfahrt abgehalten worden sind. Dieser Modus besteht bis auf den
heutigen Tag.
Der Ort des Vogelschusses war bis zum Jahre 1853 die Weidmühle,
von da an der heutige Schützenplatz am Ende der
Steinbisstraße.
Jg. 1932, s. 35:
Einnahmen und Ausgabe
der St. Michaels-Schützenbruderschaft in Echtz vor mehr als
100 Jahren
Vor mehr als 100 Jahren waren die Einnahmen und Ausgaben der
Schützenbruderschaften meist anders geartet als in der heutigen
Zeit.
Die St. Michaelsbruderschaft zu Echtz rechnete bis zum Jahre 1826 mit
Reichstalern, Stübern und Hellern. 1 Reichstaler = 60 Stüber
= 16 Heller. Mit Jahre 1827 treten in den Rechnungen Taler,
Silbergroschen und Pfennige auf. 1 Reichstaler = 30 Silbergroschen; 1
Silbergroschen = 12 Pfennig.
Erst die Belege für Einnahmen und Ausgaben aus dem Jahre 1877
weisen die neue Währung mit Mark und Pfennig auf.
Während die Einnahmen der Gesellschaft sich heutzutage
hauptsächlich aus Eintrittsgeldern am Eingang des
Schützenplatzes und des Festzeltes, aus der Wirtschaftsvergantung
und dem Verkauf von Losen für Preis- und Königsvogel ergeben,
waren damals die Beiträge und die Einschreibungsgel der für
die eingetragenen Brüder und Schützen die
Haupteinnahmequellen der Bruderschaft. Beiträge und
Einschreibegebühren betrugen je 10 Stüber pro Person. Eine
Bruderliste aus dem Jahre 1810 zeigte eine Einnahme von 25 Reichstalern
aus diesen Geldern; eine solche aus dem Jahre 1811 zeigte 27
Reichstaler und 30 Stüber, und die aus dem Jahre 1818 sogar 40
Reichstaler und 20 Stüber. Als im Jahre 1827 die Rechnung auf
Reichstaler und Silbergroschen lautete, betrugen Einlagen und
Einschreibungsgeld je 4 Silbergroschen.
Von diesen Abgaben befreit waren der König der
Schützenbruderschaft, der Hauptmann, der Fähnrich, die
beiden Brudermeister nebst den zwei Bruderknechten und der
„Schreiber". Die Liste des Jahres 1811 führt folgende
Mitglieder als „frey" auf: 1. Konrad Hohr, König; 2.
Johannes Ruland, Hauptmann; 3. Hinricus Schmitz, Fendrich; 4. Jean
Steffens, Brudermeister; 5. Jacobus Pfeiffer, Brudermeister; 6. Wilhelm
Pütz, Bruderknecht; 7. Jacobus Haßeler, Bruderknecht; 8.
Peter Joseph Spies, Schreiber.
Auch Geistliche, Bürgermeister und Lehrer sind in diesen
Bruderlisten vertreten. Der damalige Bürgermeister wird
aufgeführt unter dem Namen Francis Eßer, Maire, Lehrer und
Organist war Bernhard Peltzer. Von Pfarrern werden erwähnt: Hirtz,
Baum und Linges.
Eine weitere Einnahme ergab sich aus der Versteigerung des Hauptmanns-
und Fähnrichdienstes. Der Hauptmann Jean Ruland zahlte im Jahre
1810 1 Reichstaler und 10 Stüber und der Fähnrich Hinricus
Schmitz 3 Reichstaler und 40 Stüber in die Bruderschaftskasse. Das
Amt eines Fähnrichs scheint überhaupt ein sehr beliebter und
begehrter Posten in der Bruderschaft gewesen zu sein. lm Jahre 1824
zahlte ein Wilhelm Joseph Pleus für die Übertragung dieses
Amtes 13 Reichstaler.
Auch Strafgelder wurden eingenommen. Die Statuten belegten diejenigen
Mitglieder, die ohne Grund dem üblichen Seelenamt für die
verstorbenen Brüder fernblieben, mit einer Geldstrafe von 6
Stübern. Aus einem Bericht des Jahres 1811 entnehmen wir,
daß 16 Schützenbrüder auf diese Weise bestraft wurden.
In die Kasse flossen 16 mal 6 = 96 Stüber = 1 Reichstaler und 36
Stüber.
Die Schützenbruderschaft erzielte auch Einnahmen aus dem Verkauf
von gebrauchten Inventarstücken und von silbernen Schildern der
Königskette. Letztere wurden aber nur dann verkauft, wenn
größere Anschaffungen notwendig waren. Ein Bericht aus dem
Jahre 1811 lautet: „Anno 1811, den 17. October, hat der
Brudermeister Schmitz die alte Trommel verkauft für 1 1/4
Brabanter Kronen an die Musikanten, so in Echtz die Kirmes gespielet,
macht also zwey Reichstaler zwantzig fünf Stüber". (1
Brabanter Krone = 1 Reichstaler und 56 Stüber). Eine Rechnung aus
dem Jahre 1826 führt den Verkauf von 36 der Königskette
entnommenen Schildern an. Gewisse Einnahmen der Bruderschaft ergaben
sich auch aus der Verpflichtung des jeweiligen
Schützenkönigs, der Bruderschaft ein silbernes Ehrenschild zu
stiften „oder nach Gutbefinden etwas andres Dienliches, was aber
mehr als 50 Stüber werth hatte".
So erwähnt der Rechenschaftsbericht aus dem Jahre 1811 das
„blaue Verehrte Scherb von Wilhelm Thelen senior von Conrad Hohr
als 181ote Jahr gewesener König ein gelb neues Scherb mit
silbernen Tresten oder Zöpflein anstatt der Schilder, womit die
Bruderschaft vollkommen zufrieden war."
Aus den Jahren 1825 und 1826 wird uns berichtet, daß die
Schützenkönige an Stelle der Schilder je 1 Reichstaler in die
Bruderschaftskasse zahlten.
Eigenartig wie die Einnahmen waren auch die Ausgaben. Man kann sie in
laufende und in außerordentliche einteilen. Die fast in jedem
Jahr wiederkehrenden Auslagen waren folgende:
- Der Schützenkönig erhielt statutgemäß 15
Reichstaler, später 12 und weniger.
- Brudermeister und Schreiber je 12 Stüber.
- Hauptmann und Fähnrich je 30 Stüber.
- Bruderknechte je 6 Stüber.
- Der Tambour erhielt 50 Stüber; „ist selbiger
nicht dafür zu bekommen, so hat der Brudermeister Accord mit ihm
zu machen".
- Der Pfarrer für ein Seelenamt 30 Stüber; vom
Jahre 1818 an 1 Reichstaler.
- Organist und Küster 15 Stüber.
- Für eine „Tonn Zechbier auf Gottestrachtentag 3 Thaler
und 57 Stüber."
- Für zwey Maaßen Zechbrandewein für die
Brüder auf Gottestrachtenmontag nach dem Seelenamt 48 Stüber.
Dazu kamen noch Ausgaben für Ausbesserungen an der Vogelstange, an
der Fahne und an der Trommel.
„Anno 1810 für eine neue eyserne Stang am Vogel zu machen
dem Schmidt Bernhard Eßer junior von Echtz zahlt 2 Reichstaler 8
Stüber."
„Dem Meister Matthias Hecker Schneider in Echtz für Seidt
und Reparirung des Fendeler (Fahne) zahlt 3 Reichstaler und 20
Stüber."
„Dem Invaliden Tambour von Deuten für das Trommelfell
aufzumachen und dieselbe auf Vogelschießentag zu rühren, wie
auch an Kost desselben bey Jean Steffens zalt die
Schützenbruderschaft 1 Reichstaler und 2 Stüber."
Merkwürdigerweise sind in den allen Schützenrechnungen
Ausgabe für Uniformstücke und Büchsen nicht verzeichnet.
Das hat seinen Grund darin, daß die Schützen ihre
Ausrüstungen sowie die Gewehre samt Munition aus ihrer Tasche
bestreiten mußten. Es geht dies aus den beiden ersten Artikeln
der damaligen Schützenordnung hervor:
- Muß jeder Bruder oder Schulze ordentlich gekleidet sein",
- „mit einem sauberen Gewehr, Pulver und Bley versehen sein."
Erst im Jahre 1853 wurden 2 Büchsen als Eigentum der Bruderschaft
beim
Kaufmann Roeder in Düren zum Preise von 25 Talern erworben.
Auch Auslagen für Musikkapellen sind keine genannt. Auf jeden Fall
trug der Festwirt diese Unkosten, da die Tanzbelustigungen im
Wirtslokale abgehalten wurden. Der damalige Wirt hieß Francis
Hannes.
Nun noch einige Beispiele von Ausgaben bei Neuanschaffungen:
„Anno 1811 den 5ten August hat der Brudermeister Hinricus Schmitz
mit Beysein des Friedrich Ryfisch, Tambour, in lnden eine Kupferne
Trumm für die Bruderschaft gekauft, wofür der Brudermeister
zahlt hat an baar Geld 7 Reichstaler fünfzig drei Stüber, an
Verzehr und dergleichen Ausgaben beym Kaufen und abholen 14
Stüber, in Summa 8 Reichstaler 7 Stüber."
„lm Jahre 1826 ist in Koeln bei Christian Düster,
Paramenten- und Fahnenmacher, eine neue Fahne bestellt und verfertigt
worden. Der Brudermeister Henrich Schmitz und der Herr J. Wilhelm Spies
zu Konzendorf haben laut Contract mit dem obigen H. Düster die
Fahne zu verfertigen zugesagt 70 (siebenzig) Reichstaler Clevisch."
Anm.: Die Schützenbruderschaft besitzt heute (1971) noch ein altes
Schützenbuch (nebst Abschrift), von Pastor Hirtz verfaßt. Es
enthält Eintragungen, die vornehmlich die Namen der Könige
und Mitglieder in den Jahren 1751 - 1811 betreffen.
Es ist anzunehmen, daß es sich hierbei um das eingangs
erwähnte alte Schützenbuch handelt. Die ersten Seiten,
die wohl die Satzungen der Bruderschaft enthielten, fehlen leider.
Weiterhin sind der Bruderschaft erhalten geblieben:
Das Schild des „Alexander gande Montaigne 1727" (es ist das
älteste), das wertvollste Schild des „Jean Guillaume de
Westerloo 1747" sowie der von einem Meroder Grafen gestiftete Vogel mit
der Grafenkrone
Die alte Kette besitzt heute noch 18 Schilder. Wegen des unzumutbaren
Gewichtes hat die Schützenbruderschaft nach dem Zweiten Weltkrieg
eine neue Kette angeschafft und weniger wertvolle Schilder der ersten
darangehängt.
Die späten Jahre der Nazizeit brachten den Schützen wegen
ihrer christlichen Orientierung viele Verbote:
- Kein Tragen der Uniform mehr.
- Kein Aufstellen zu Schützenfest, wie gewohnt, vor der Kirche.
- Kein Zeigen der gewohnten Schützenfahne u. a. m.
Als geduldeter Ersatz diente eine schwarzweißrote Fahne, die von
den Amerikanern in den letzten Kriegsmonaten zerfetzt wurde. Die
traditionelle Fahne dagegen sowie die alte Schützenkette, die vom
ehemaligen Schützenkönig Andreas Simons vor der Ankunft der
Amerikaner vergraben worden war, überstanden die Kriegswirren. Der
silberne Vogel, der einige Zeit verschwunden war, tauchte auch bald
wieder auf. Zuvor war jedoch wegen seines Fehlens von Hermann Kurth ein
neuer Vogel gestiftet worden.
Am 17. Mai 1953 feierte die St. Michaels-Schützenbruderschaft
Echtz ihr 325 jähr. Bestehen. An diesem Festtage wurden die im
Maternus-Kapellchen angebrachten Gedächtnistafeln für die
Gefallenen und Vermißten unserer Gemeinde eingeweiht.
Außer vielen Vereinen und Vertretern der Kreisverwaltung weilten
auch der Fürst von Merode nebst Gattin bei uns zu Gast.
In der Kutsche, v. l. n. r.: der Fürst von Merode, seine Gattin,
Amts- und Gemeindebürgermeister Roeder, Amtsdirektor Müller
Anläßlich des 325-jährigen Bestehens der St.
Michaelis-Schützenbruderschaft Echtz stiftete der Fürst von
Merode eine wertvolle Schützenmeisterkette:
Die Schützenbruderschaft 1953
v. l. n. r.: (hockend 1. Reihe) Daniel Vitzer, Matth. Pütz, Karl
Jos. Esser, Jos. Tirtey,
(2. Reihe) Peter Beginn, Arnold Hannes, Joh. Kayser, Bernd Böhr,
Toni Marx, Heinz Kopp, Helm. Croe, Werner Scholl.
(stehend 1. Reihe) Karl Hensch, Gottfr. Vitzer, Joh. Croe, Hub. Daners,
Adolph Spies, Jos. Hoor, Willi Hermanns, Jos. Steffens, Clem. Poschen,
Pet. Jaquet
(2. Reihe) Jos. Neffgen, Theod. Wolf, Rich. Kurth, Pastor Lauscher,
Heinr. Roeder, Willi Neuendorf, Matth. Kayser,
(3. Reihe) Herm. Brandt, Fritz Quast, Jean Becker, Heinr. Hermanns,
Wilh. Hermanns, Wilh. Jakobs,
(4. Reihe) Franz Spies, Jos. Schramm, Theo Heidbüchel, Herm.
Kurth, Wilh. Franken
(ganz oben) Christ. Abels, Franz Steffens.
v. l. n. r.: Josef Tirtey, Jean Becker, Jos. Schramm, Franz
Spies, Rich. Kurth,
v. Tambour-Corps: Karl Jos. Stollenwerk, Ewald Latz, Matth. Dick, Jos.
Klaßen.
Berittene Schützen
v. l. n. r.: Paul Wilh. Hermanns, Willi Franken, Johann Croe, Josef
Steffens, angeführt von Peter Bongartz.
Schützen
der 50er Jahre (Offiziere)
v. l: n. r.: W. Neuendorf, J. Neffgen, K. Blom, J. Hoor, M. Kayser, G.
Vitzer,
J. Croe. W. Franken, P. Hermanns, H. Daners, Cl. Poschen, Th. Wolff, H.
Brandt,
K. Hensch.
Bürgermeister
Schramm beim Vogelschuß
Die Schützenbruderschaft
1967
Die
Schützenbruderschaft bei der Fronleichnamsprozession,
Kreuz a. d. Kippe Konzendorf
Wo
wurden die Schützenfeste im Laufe der Zeit abgehalten?
Der erste Schützenplatz befand sich „in der
Weitmühlen". Später (ab 1853) schoß man auf einem Platz
am Ortsausgang nach Mariaweiler, dort, wo heute das
Transformatorenhäuschen steht. Bis zum 2. Weltkrieg war der
Schießplatz hinter der alten Schule im Gebrauch. Heute ist der
neue Sportplatz Stätte des Schützenfestes.
Vereinszeichen ist die zum 300 jähr. Bestehen angeschaffte Fahne
(1928). Die anfangs erwähnte Fahne von 1826 ist 1969
bedauerlicherweise ein Opfer widriger Umstände geworden. Sie wurde
nach Aufräumungsarbeiten verbrannt.
Der Vorstand der Schützenbruderschaft setzt sich 1971
folgendermaßen zusammen:
Hauptvorstand:
Präses
Pfarrer Robben
1. Schützenmeister
M. Dick
1. Geschäftsführer
E. Latz
1. Kassierer B.
Böhr
Erweiterter Vorstand:
2. Schützenmeister
J. Görressen
2. Geschäftsführer
J.
Neffgen (Hofacker)
2. Kassierer
K.
Hensch
Feldmarschall
G. Vitzer
General
J. Croe
Schießmeister
J. Neffgen (Breitestr.)
Jungschützenmeister
F.
Neffgen
Archivar
H. Scholten
Schützenkönige ab 1947
Wilhelm Hermanns |
1947-1948 |
Franz Spieß |
1948-1949 |
Hermann Kurth |
1949-1950 |
Fritz Quast |
1950-1951 |
Josef Schramm |
1951-1952 |
Gottfried Vitzer |
1952-1953 |
Adolf Spieß |
1953-1954 |
Wilhelm Franken |
1954-1955 |
Peter Jaquet, sen |
1955-1956 |
Richard Kurth |
1956-1957 |
Richard Kurth |
1957-1958 |
Heinrich Hergarten |
1958-1959 |
Willi Neuendorf |
1959-1960 |
Johann Croé |
1960-1961 |
Pastor A. Esser |
1961-1962 |
Josef Neffgen, Hofacker |
1962-1963 |
Theo Wolff |
1963-1964 |
Jakob Didolff, Geich |
1964-1965 |
Josef Neffgen, Hofacker |
1965-1966 |
Bernd Böhr |
1966-1967 |
Ewald Latz |
1967-1968 |
Johann Croé |
1968-1969 |
Josef Görressen |
1969-1970 |
Wilhelm Schain, sen. |
1971-1970 |
Josef Tirtey |
1971-1972 |