Karle VI, Gesicherte und vermutete Wege aus vorrömischer bis
zu frühmittelalterlicher
Zeit (nach W. Sieper)
Wenn wir die Karten von
Clemen, Sommer
und Sieper betrachten, dann sehen wir eine Straße
verzeichnet,
die etwa von Hoven in westlicher Richtung an Echtz vorbei nach
Lucherberg verläuft: die "Heerstraße". Auf der
bekannten
Karte von Tranchot (v. Anfang des 19. Jh.) ist sie als
"Herstrass" bezeichnet.
Rektor Sommer, Merken, schreibt in den Heimatblättern der
Dürener Zeitung (1926) dazu:
" ... - Heerstraße - hieß ein 4 bis 6 Meter breiter
Weg,
der nördlich von Hoven bei dem Kilometerstein 5 die heutige
Chaussee nach Merken erreichte und sich von dort in westlicher Richtung
nördlich an Echtz vorüber gen Lucherberg hinzog ... "
"Wir
haben es zweifellos mit einem alten Verbindungsweg zu tun, der schon
vor Ankunft der Römer begangen wurde. Er führte in
seinem
ganzen Verlaufe durch uraltes Siedelland und stellte wohl in
vorrömischer Zeit einen Handelsweg zwischen Maas und Rhein
dar.
Für sein hohes Alter spricht auch die Lage des Weges, der,
fast
überall den natürlichen Bodensenken folgend, sowohl
die
früher noch sumpfige Sohle als auch die von den
Römerstraßen bevorzugte Höhe vermeidet ... "
"Solche alten, vielbegangenen Wege wurden auch für die
Römer
wichtig, sofern sie als Verbindungsstrecke zwischen denen von ihnen
erbauten großen Staatsstraßen dienen konnten ... "
"Die
Heerstraße führte am Nordfuße eines
Flachhügels
zwischen Hoven und Echlz, des sogenannten Priesberges, entlang (116,2 m
Meereshöhe gegen ca. 106 m der Rur- und Schlichsenke), der im
Volksmunde noch den Namen "heidnische Burg" führt. Er bildet
die
Wasserscheide zwischen Rur und Schlichbach. Auf der nach Norden gegen
den Mündungswinkel des Schlichbaches vorspringenden Nase
dieses
Hügels haben römische Militärbauten
gestanden,
vielleicht eine Mansion. Vor Jahren hat man dort, wie Hoffmann
berichtet, ein 18 m langes und 1 m starkes Mauerwerk
bloßgelegt,
wobei man viele Römermünzen aus der Zeit Trajans (97
-117)
fand. Noch heute liegen im Acker daselbst reichlich Stücke
römischer Dachziegel verstreut. Professor Schoop hat am
Fuße
des Priesberges an der Heerstraße römische
Brandgräber
gefunden. Bis etwa 200 n. Chr. haben die Römer ihre Toten
verbrannt. Es kann also als sicher gelten, daß auf dem
Priesberge
im 1. und 2. chr. Jh. eine römische Straßenwache
stationiert
war. Da ältere Funde auf dem Priesberge nicht gemacht wurden,
darf
man annehmen, daß das kleine Römerlager daselbst
nach dem
Bataveraufstande (69- 71) angelegt wurde, das die Notwendigkeit einer
schärferen Bewachung des Straßennetzes, also eine
Vermehrung
der Besatzungstruppen, auch abseits der Rheinlinie, erwiesen hatte und
auch gebracht hat.
Und der Priesberg war ein strategischer Punkt, wenn auch von
untergeordneter Bedeutung. Hier kreuzte nämlich die
Heerstraße ein anderer Römerweg, der von Norden, von
Jüliich kommend, über Kirchberg, Altdorf, Pier,
Merken
über den Priesberg nach Mariaweiler und weiter nach
Süden
führte. Dieser Knotenpunkt zweier militärischer
Nebenstraßen war den Römern wichtig genug, durch
eine kleine
Besatzung dauernd geschützt zu werden. Das alles
erklärt
hinreichend den Namen "Heerstraße" für den
westlichen
Straßenzug ... "
"Mit der Eroberung unserer Heimat durch die Franken verlor die
"Heerstraße" mit dem Priesberg zusammen die
militärische
Bedeutung, und nur der von Geschlecht zu Geschlecht
überlieferte
Name erinnert noch an die ehemalige kriegerische Aufgabe.
Zugleich verlor die Straße ihre Bedeutung als Verkehrsweg
zwischen den benachbarten Ortschaften, wenn sie eine solche
überhaupt je gehabt hat. Sie verband tatsächlich nie
die
nächstgelegenen Orte Hoven und Echtz miteinander, sie ging an
beiden vorüber, ohne sie zu berühren. Beide
Ortschaften
bestanden noch nicht, als die Straße entstand."
Über Bodenfunde aus römischer Zeit in der Gemarkung
Echtz berichten die Bonner Jahrbücher:
Römische Siedlung, 500 m südlich der Kirche. von
Echtz, gefunden 1937 (B. J. Bd. 143-44, S. 394)
Römische Siedlung, Flur ,Haarfeld", 900 m nordöstlich der
Kirche (B. J. Bd. 150, s. 152)
Römische Siedlung, westlich am ,Haarweg" (B. J. Bd. 164, S. 526)
Weitere Hinweise erhalten wir von dem Kreisbodenpfleger Jakob Gerhards,
Düren:
"Siedlung aus der Zeit der römischen Besetzung
Aus dem großen Gebiet der Konzendorfer Braunkohlengrube wurde
mir
jetzt der erste Bodenfund gemeldet. Die Durchführung des
Bodenabtrages durch Bagger mit ihrer zerstörenden,
raumgreifenden
Art läßt restlos alles verschwinden, wenn nicht
allergrößte Aufmerksamkeit etwaigen Bodenfunden
zugewandt
wird. So darf man annehmen, daß im Laufe der vergangenen
Jahre
auf der schon ausgenutzten Fläche mit ihrem fruchtbaren,
sicher zu
allen Zeiten besiedelten Boden manches Dokument vergangener Zeiten
verlorengegangen ist.
Das Tiefbauunternehmen Schöttle u. Schuster AG, Konzendorf,
machte leider auch zu spät auf eine römische Siedlung
aufmerksam,
nachdem die Maschinen ihre Arbeit getan hatten.
Die Wohnstätte lag 500 m südlich der Kirche von Echtz.
Von den Funden wurde nur ein ganz geringer Teil geborgen: reichlich
Dachziegelstücke, Bruchsteine, Teil eines Mühlsteins,
große Keramikscherben und der Fuß einer
frühen
Sigillataschale. Nach Angaben der Arbeiter wurden auch Holzanlagen
zerstört.
Düren, den 17. Juli 1937"
(Anm.: Dieser Aufsatz behandelt ausführlich den zuerst
angeführten Hinweis der B. J.)
lm Mittelpunkt des Dreieckes Echtz - Mariaweiler - Hoven fanden die
Kinder einer Echtzer Schulklasse eine große Anzahl
römischer
Dachziegelreste sowie einige Keramikscherben (1970).
Der Kreis Düren in fränkischer Zeit
Nach harten Kämpfen zwischen Germanen und Römern, die
das
Kreisgebiet sehr verheert und entvölkert hatten, wurden gegen
450
die Franken unbestrittene Herren unserer Heimat.
Eine Karte der fränkischen Besiedlung des Kreises
Düren von
Jacob Gerhards im Leopold-Hoesch-Museum Düren zeigt Bodenfunde
aus
fränkischer Zeit bei Mariaweiler und Pier an, jedoch nicht in
der
Gemarkung Echtz.
Zur Zeit Karls des Großen (768- 814) - er besaß in
Düren eine Pfalz und soll oft in den umliegenden Waldgebieten
gejagt haben - erreichte das Frankenreich seine höchste
BIüte, zerfiel jedoch unter der Herrschaft seiner Nachfolger.
In dieser Zeit der Schwäche wurde unsere Heimat von raubenden
und
plündernden Normannen heimgesucht. Düren ging in
Flammen auf
(881).
Abgesehen von Hinweisen auf die Entwicklung des Forstrechtes - darauf
wird an anderer Stelle eingegangen - konnten keine Unterlagen,
Echtz/Konzendorf in der fränkischen Zeit betreffend,
aufgefunden
werden.
Die Geschichte unserer Heimat
vom 10. Jahrhundert an bis zu den Befreiungskriegen
Düren, das seit Ende des 12. Jh. als Stadt genannt wird,
entwickelt sich zusehends. lm Oktober 1241 wird Düren von
Kaiser
Friedrich II. an den Grafen Wilhelm von Jülich
verpfändet.
Als Stadt war Düren mit wehrhaften Mauern umgeben und zeigte
jedem
anrückenden Feind die Zähne.
Das war für die umliegenden Ortschaften, also auch fur
Echtz/Konzendorf, nicht ohne Bedeutung: Bei den zahlreichen
kriegerischen Auseinandersetzungen der folgenden Jahrhunderte - es
sollen nur die wichtigsten aufgeführt werden - lagerten
vielfach
feindliche Truppen in unseren Gemarkungen, um endlich Düren
einnehmen zu können. Da sich die Kriegsscharen mit allem, was
sie
benötigten, vornehmlich an Ort und Stelle versorgten,
können
wir uns vorstellen, welch schlimmes Los die Bewohner der Düren
umliegenden Ortschaften in Kriegszeiten zu erdulden hatten.
Die wichtigsten kriegerischen Ereignisse:
Eroberung und Brand Dürens 1543
(Kaiser Karl V. gegen Wilhelm V. von Jülich u. König
Franz I. von Frankreich)
Große Drangsal im Dreißigjährigen Krieg
(1618 -1648)
Kriegerische Nachwirkungen, bes. 1678
Oftmalige Bedrückung im Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714)
Harte Jahre während der Schlesischen Kriege (1740- 1745)
Besetzung Dürens durch die Franzosen (1794)
Unsere Heimal zur Zeit
der Befreiungskriege (1814-1816)